22. Juli 2025 Drei Alternativen zur technischen Migration und wofür sie (nicht) gut sind


Du hast dich mit deinem Team für eine neue Software entschieden und musst nun den Übergang planen. Dazu gehört auch die Frage, ob und wie die alten Daten ins neue System gezügelt werden. Hier sind drei Alternativen zur Datenmigration und weshalb wir sie bei komplexen Migrationen nicht empfehlen.

Wer eine neue Software einsetzen will, muss sich entscheiden: Datenmigration oder doch eine Alternative.

Es gibt Alternativen zur Datenmigration

Neue Software anzuschaffen, ist oft aufregend, denn dies bedeutet meist technischen Fortschritt, Verbesserung der Arbeitsabläufe und mehr Effizienz. Den Mitarbeitenden soll die neue Anwendung die Arbeit erleichtern, was sich auf den Kundenservice auswirkt. Bestenfalls schlägt sich das am Ende auf die Geschäftszahlen und die allgemeine Zufriedenheit nieder.

Wie eine schlecht umgesetzte Migration diese Pläne schnell zerschlagen kann, haben wir bereits an einer anderen Stelle beschrieben. Darum stellst du dir vielleicht die Frage, ob es für den Wechsel deines Kernsystems eine Alternative zur automatisierten Datenmigration gibt. Die gute Nachricht: Es gibt tatsächlich andere Wege, als die Daten mit dafür spezialisierten Unternehmen zu migrieren –  wir zeigen dir hier, was du stattdessen tun kannst. Die schlechte: Sie bringen ihre eigenen Probleme mit sich. Gerade bei komplexen Migrationen wie beim Wechsel eines Kernsystems oder bei Konsolidierungen von IT-Landschaften. Hier sind drei Alternativen zur Migration und wofür sie (nicht) gut sind.

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Option 1: Parallelbetrieb


Statt mit einem harten Schnitt zu wechseln, kannst du beide Systeme parallel laufen lassen. So bleiben die alten Daten verfügbar, während die neue Software langsam mit neuen Daten befüllt wird.

Das ist eine valide Option, wenn deine Datensätze nur eine kurze Lebensdauer haben. Bei sehr schnell wechselnden Verträgen zum Beispiel. So ist der Parallelbetrieb zeitlich gut zu begrenzen.

Beide Systeme zu behalten, ist aber keinesfalls eine Dauerlösung. Zunächst weil beide Systeme Lizenz-, Wartungs- und Betriebskosten verursachen. Dann aber auch, weil Mitarbeitende beide Applikationen gleichzeitig bedienen müssen. Das bedeutet immer zusätzlichen Arbeitsaufwand. Neue Mitarbeitende müssen in dieser Zeit ausserdem beide Systeme erlernen. Die Einarbeitung dauert dadurch länger.

Zuletzt ist es schwierig, über zwei Systeme hinweg Statistiken und Berichte zu erstellen.

Und realistisch gesehen: Der Druck zur endgültigen Ablösung des Altsystems lässt nach. Der Übergang wird im schlimmsten Fall nie richtig vollzogen.

Müssen deine bisherigen Daten über eine längere Zeit verfügbar bleiben, solltest du diese Option nicht in Betracht ziehen.

Option 2: Datensätze manuell übertragen


Eine Mannschaft studentischer Hilfskräfte könnte die Daten von Hand übertragen. So werden deine Mitarbeitenden nicht von ihren Aufgaben abgelenkt und ziehen am Stichtag in ein System mit vollständigen Daten um.

Sind deine Daten von einer überschaubaren Menge und geringer Komplexität, kann das eine ökonomisch sinnvolle Lösung sein.

Doch je grösser die Menge der Daten, je sensibler sie sind und je mehr Fachwissen sie erfordern, desto unrealistischer wird diese Option. Denn du kannst externe Hilfe nur begrenzt schulen und es ist nicht immer einfach, genügend gute Leute zu finden.

Bei sensiblen Daten ist vom händischen Übertragen mit externer Hilfe ohnehin abzuraten. Nicht nur, weil die manuelle Migration fehleranfällig ist, sondern auch, weil sie bei einem Audit den Anforderungen nicht standhält.

Hinzu kommt, dass das neue System in der Regel nicht eins zu eins so aufgebaut ist wie das alte. Auch hier ist schnell vertieftes Wissen über die Datensätze nötig, das externe Hilfskräfte sich nicht sinnvoll aneignen kann.

Option 3: Organisatorische Massnahmen


Du kannst versuchen, bestehende Prozesse zu nutzen, um die alten Daten durch neue abzulösen. In der Versicherungsbranche könnten zum Beispiel bestehende Verträge umverkauft werden. Statt alte Verträge zu zügeln, werden im neuen System neue Verträge abgeschlossen. Auf den ersten Blick erscheint diese Lösung einfach und pragmatisch, besonders, weil sie mit den eigenen Ressourcen zu bewältigen ist.

Dieses Vorgehen ist aber nur dann sinnvoll, wenn bei einer besonders hohen Komplexität bloss wenige Daten transferiert werden müssen.

Mit wachsenden Datenmengen überwiegen die negativen Auswirkungen zunehmend. Es beginnt beim administrativen Aufwand: Bei Vertragsänderungen musst du Kunden brieflich anschreiben, wobei allein beim Porto hohe Kosten entstehen. Bei 200'000 Kunden sind es bereits über 200'000 Franken.

Der Ansatz hat aber auch strategische Nachteile. Du verlierst dabei wichtiges Wissen: die Datenhistorie – das Gedächtnis der Unternehmung. Mit diesen Informationen kannst du beispielsweise später nachvollziehen, weshalb du gewisse Entscheidungen getroffen hast. Es können aber auch wertvolle Informationen für die Entwicklung der künftigen Strategie sein.

Dazu kommen gebundene personelle Ressourcen, die sich mit dem Umverkauf der Verträge beschäftigen müssen, statt neue zu verkaufen oder sich um Neukunden zu kümmern. Bei Vertragsänderungen gehst du unter Umständen das Risiko ein, Zugeständnisse bei Vertragsbedingungen und Kündigungsrechten machen zu müssen.

Diese Option ist also nur zu empfehlen, wenn diese Nachteile in deinem Fall nicht ins Gewicht fallen. Andernfalls ist eine technische Datenmigration der günstigere und bessere Weg.

Chance statt geringeres Übel


In den meisten Fällen dürften die Nachteile dieser Alternativen überwiegen. Eine gut umgesetzte Migration ist aber mehr als nur das geringere Übel. Es ist eine Chance, die dein Team zusätzlich vorwärtsbringt und die positive Wirkung der neuen Software unterstützt.

Denn wenn die Datenmigration richtig angegangen wird, gleicht sie einem Umzug: Es ist eine gute Gelegenheit, unnötigen Ballast abzuwerfen, bevor man sich neu häuslich einrichtet.

Wie deine Migration zum Erfolg wird, erfährst du in unserem Buch «Herausforderung Datenmigration» oder bei einem unverbindlichen Gespräch mit unseren Experten. Wir sind spezialisiert auf komplexe Migrationen, wie sie bei Unternehmensfusionen, Konsolidierungen von IT-Landschaften, Wechseln von Kernsystemen und Auslagerungen von Kernapplikationen vorkommen.

Dein Kontakt


Filipe Luis
Leitung Projects & Consulting | Geschäftsleitung | Managing Partner