Du meinst, weil es bei Migrationen in der Regel kein Zurück mehr gibt, wenn der Knopf einmal gedrückt ist. Hat das etwas mit Nervenkitzel zu tun?
Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Es ist mein Job, den Nervenkitzel bei uns und unseren Kunden loszuwerden. Wir stellen mit viel Einsatz sicher, dass alle Daten richtig bewegt werden. In dem Moment, in dem wir tatsächlich auf den scharfen Knopf drücken, ist alles sehr gut durchgetestet. Dann gibt es keinen Nervenkitzel, denn wir wissen, dass es funktioniert. Mit «kritischem Prozess» meinte ich etwas anderes.
Was denn?
Für uns Externe gilt: «Wir müssen die Daten von A nach B schieben.» Für das Unternehmen hingegen hängt viel mehr daran. Man kann von einem richtigen Change sprechen. Mit einem Kernsystem arbeiten, was sage ich, zwischen 50 und 70 Prozent der Mitarbeitenden. Wenn das abgelöst wird, ist das für das ganze Unternehmen eine grosse Veränderung.
Neben der technischen Migration begleiten wir diesen Change-Prozess auch ein Stück weit. Wir holen die Leute ab und bestärken die positiven Gefühle für die Veränderung. Wir vermitteln die Perspektive auf das neue System, in dem alles sauber aufgesetzt ist. Ich sehe es als Aufgabe, hier als Dienstleister mitzuwirken.
Und worin liegt dabei die Herausforderung?
Wenn zum Beispiel die User am liebsten noch 30 Jahre mit dem alten System weitergearbeitet hätten, das aber aus technischen Gründen nicht geht. Dann ist es eine Herausforderung, einerseits die Leute positiv zu stimmen und andererseits beispielsweise eine Auskunft von ihnen zu bekommen. Dann kann das Projekt harzig werden.
Bei anderen Kunden freuen sich die User zwar auf das neue Programm, aber sie kennen ihre Daten nicht genau. Sie sind unsicher, welche Daten sie migrieren wollen. Auch das kann schwierig sein.
Ich glaube, die grösste Herausforderung ist es, ein gutes Gefühl zu bekommen, wo die Pain-Points des Kunden liegen. Und sich dann dort mehr Zeit zu nehmen, um das Problem richtig anzugehen.