12. August 2025 «Es ist mein Job, den Nervenkitzel loszuwerden»


Für Luca Rullo ist Datenmigration weit mehr als das Verschieben von Informationen von A nach B. Der IT-Spezialist bei der nag sorgt dafür, dass kritische Unternehmensprozesse reibungslos in neue Systeme übergehen – und dass Mitarbeitende den Wandel nicht als Schock, sondern als Chance erleben. Im Gespräch erklärt er, warum Softskills in der IT oft unterschätzt werden, wie er Widerstände erkennt und weshalb er bei grossen Projekten lieber Nerven beruhigt, statt sie zu strapazieren.

Luca Rullo

«Dann gibt es keinen Nervenkitzel, denn wir wissen, dass es funktioniert.»

Luca, du bist bei der nag viel mit Datenmigrationen beschäftigt, was fasziniert dich an dieser Arbeit?


Offen gestanden bin ich nicht eines Nachts aufgewacht und dachte: «Datenmigrationen, das ist es!» Aber mir war klar, dass ich mit Datenbewegungen arbeiten möchte. Migrationen finde ich spannend, weil es dabei um kritische Informationen und Prozesse geht. Speziell bei Versicherungen. Ihr Produkt besteht ausschliesslich aus Daten. Mich fasziniert, wie sie damit umgehen und wie wir ihnen helfen können, ihre alten Systeme abzulösen und zukunftssicher zu machen. Bei dieser Arbeit bekommt man mit, wie kritisch dieser Prozess ist.

«Die grösste Herausforderung ist es, ein gutes Gefühl zu bekommen, wo die Pain⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠-⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠Points des Kunden liegen.» - Luca Rullo



Du meinst, weil es bei Migrationen in der Regel kein Zurück mehr gibt, wenn der Knopf einmal gedrückt ist. Hat das etwas mit Nervenkitzel zu tun?


Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Es ist mein Job, den Nervenkitzel bei uns und unseren Kunden loszuwerden. Wir stellen mit viel Einsatz sicher, dass alle Daten richtig bewegt werden. In dem Moment, in dem wir tatsächlich auf den scharfen Knopf drücken, ist alles sehr gut durchgetestet. Dann gibt es keinen Nervenkitzel, denn wir wissen, dass es funktioniert. Mit «kritischem Prozess» meinte ich etwas anderes.


Was denn?


Für uns Externe gilt: «Wir müssen die Daten von A nach B schieben.» Für das Unternehmen hingegen hängt viel mehr daran. Man kann von einem richtigen Change sprechen. Mit einem Kernsystem arbeiten, was sage ich, zwischen 50 und 70 Prozent der Mitarbeitenden. Wenn das abgelöst wird, ist das für das ganze Unternehmen eine grosse Veränderung.
Neben der technischen Migration begleiten wir diesen Change-Prozess auch ein Stück weit. Wir holen die Leute ab und bestärken die positiven Gefühle für die Veränderung. Wir vermitteln die Perspektive auf das neue System, in dem alles sauber aufgesetzt ist. Ich sehe es als Aufgabe, hier als Dienstleister mitzuwirken.


Und worin liegt dabei die Herausforderung?


Wenn zum Beispiel die User am liebsten noch 30 Jahre mit dem alten System weitergearbeitet hätten, das aber aus technischen Gründen nicht geht. Dann ist es eine Herausforderung, einerseits die Leute positiv zu stimmen und andererseits beispielsweise eine Auskunft von ihnen zu bekommen. Dann kann das Projekt harzig werden.

Bei anderen Kunden freuen sich die User zwar auf das neue Programm, aber sie kennen ihre Daten nicht genau. Sie sind unsicher, welche Daten sie migrieren wollen. Auch das kann schwierig sein.

Ich glaube, die grösste Herausforderung ist es, ein gutes Gefühl zu bekommen, wo die Pain-Points des Kunden liegen. Und sich dann dort mehr Zeit zu nehmen, um das Problem richtig anzugehen.

«Es war spürbar, dass das ganze Unternehmen ein neues Kapitel aufschlägt.» - Luca Rullo



Wie gehst du vor, um solche Problemzonen zu erkennen?


Mit Softskills hauptsächlich. Wir merken das an den Reaktionen unserer Gesprächspartner. Kommen sie aktiv auf uns zu oder müssen wir immer alles einfordern? Wenn Leute sagen «Das ist nicht meine Aufgabe» statt «Ich kläre das für euch ab, wer da zuständig ist», lässt sich viel daraus ablesen.
Aber der Widerstand ist zu einem gewissen Grad ja auch verständlich. Solche Migrationen kommen für die Mitarbeitenden oft quergeschossen und sie müssen nicht ganz freiwillig mitmachen. Das müssen wir – eben – mit unseren Softskills auffangen.


Dabei haben Informatiker nicht gerade das Image, bei den Softskills besonders zu brillieren. Böse Zungen würden gar behaupten: «Informatiker und Softskills, das beisst sich.»...


Ja, das hält sich hartnäckig.


… Wie wichtig sind Softskills tatsächlich in diesem Job?


Das Bild vom Informatiker, der allein im Keller programmiert, ist definitiv überholt. Besonders, wenn man sich anschaut, worauf heute in einem Informatikstudium Wert gelegt wird. Requirements Engineering ist zum Beispiel sehr wichtig. Viele solche Module sind mittlerweile Pflicht, eben weil Softskills so wichtig geworden sind. Natürlich haben alle ihre eigenen Vorlieben. Manche spezialisieren sich mehr auf die Technik, andere auf die Business-Seite und die Softskills.

Ich glaube, es braucht beides – aus meiner Sicht die Softskills sogar ein bisschen mehr. Ich persönlich strebe eine gute Balance an. Die Kommunikation zwischen reinen Technikern und reinen Business-Leuten ist nicht immer einfach. Darum ist es für mich wichtig, Skills in beiden Domänen zu haben und als Schnittstelle zu fungieren.


Bei welchem Projekt hast du besonders gespürt, wie elementar der Change-Prozess für ein Unternehmen ist?


Bei der WWK in München hatten wir sehr viel Druck im Projekt, vor allem gegen den Schluss. Aber als alles durch war, war von allen Seiten die Erleichterung und die Dankbarkeit umso stärker spürbar. Wir haben geholfen ein System loszuwerden, das seit 50 Jahren lief. Es war spürbar, dass das ganze Unternehmen ein neues Kapitel aufschlägt und viel zukunftsgerichteter ist als zuvor. Es war schön zu merken, dass wir in den vier Jahren mehr bewegt haben als nur Bits und Bytes.


Vielen Dank, Luca Rullo, für das Gespräch.

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